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Therapiepausen / "drug holidays"

Jürgen Brust

Eine zuverlässige und korrekte Einnahme der antiretroviralen Therapie ist von größter Bedeutung für den Therapieerfolg. Je häufiger die Medikamente vergessen oder absichtlich pausiert werden, um so größer ist das Risiko einer Entwicklung von Resistenzen. Dies gilt in besonderem Maße für Patienten mit einer Kombination von Medikamenten mit unterschiedlicher Halbwertszeit und niedriger Resistenz Barriere.

Von Therapiepausen muss daher generell abgeraten werden. Sie reduzieren nicht die Langzeittoxizitäten der Medikamente und alle entsprechenden Studien haben gezeigt, dass sowohl HIV-assoziierte als auch nicht HIV-assoziierte Erkrankungen in den Patientengruppen, die die Therapie pausieren, häufiger auftreten, als in den Gruppen, die die Therapie kontinuierlich fortführen.

Wenn Pausen auf Grund von bestimmten klinischen Situationen dennoch nicht zu vermeiden sind, etwa bei schweren Nebenwirkungen, bei schweren Begleiterkrankungen oder auf Grund von Arzneimittelwechselwirkungen, sollten sie unter engmaschiger Kontrolle der Viruslast und des Immunstatus erfolgen. Beim Absetzen der Therapie sollten alle Medikamente gleichzeitig abgesetzt werden. Eventuell ist bei einem Medikament mit langer Halbwertszeit die vorübergehende Gabe eines geboosteten Proteaseinhibitor sinnvoll, bis der Plasmaspiegel ausreichend abgesunken ist, um eine funktionelle Monotherapie für diesen Zeitraum zu vermeiden.

Ob und in welcher Situation bei sehr frühem Therapiebeginn eines akuten antiretroviralen Syndroms die Therapie wieder abgesetzt werden kann ist noch nicht hinreichend geklärt.